| Rechenfehler
Also früher – als es noch keine PCs gab – da wurde in der Schule ja noch das Einmaleins gelernt. Die Zweier- und die Fünfer-Reihe waren dabei leicht zu bewältigen. Aber die Siebener! Heftig!
Braucht man heute eigentlich alles nicht mehr. Bei der ganzen Rechenleistung, die überall so rumsteht. Intel hat diesen Monat den einmilliardsten x86-Prozessor verkauft.
Na ja, vielleicht war's auch erst der 999 998 371ste. Aber eine Milliarde kommt halt gut – zum 25. Geburtstag der Architektur.
Da kann man sich schon mal ein bisschen verrechen. Die meisten Rechenfehler werden schließlich eh absichtlich gemacht.
Oder beim feierlichen Hochamt des 'High Performance Computing' diese Woche in Heidelberg. Der Supercomputer-Professor Hans-Werner Meuer hat ja wieder eine neue Top500 vorgestellt.
Die stärksten Zahlenfresser der Welt! 375 Tera-Flops zusammen. Die rechnen alles aus.
Wie das Wetter in 50 Jahren sein wird. Was eine Atombombenexplosion übersteht. (Also welches Material, um Leben geht's dabei nicht.) Wie ein Medikament aussehen muss, das in der Lage ist, ein problematisches Protein im Körper zu blockieren.
Wie Banken so richtig Kohle machen können. Und was Telekommunikationskonzerne tun müssen, um sich am Taschengeld von Halbwüchsigen gesundstoßen zu können. (Die Schufa hat ja erst letzte Woche wieder konstatiert, dass das Handy eine Schlüsselrolle spielt, wenn beim Eintritt in die Erwachsenenwelt erst einmal die Privatinsolvenz steht.)
Da steckt doch Kalkül (deutsch: Berechnung) dahinter. Und dafür gibt's heute diese vielen und wunderbaren Maschinen.
Um so mehr erstaunt es, welch eklatante Rechenfehler manchen Leuten doch unterlaufen. Unserem Wirtschaftsminister beispielsweise. Der hat sich wohl ein bisschen darüber geärgert, dass seine Beamten wegen der Feiertage in den vergangenen Wochen manchmal nicht im Büro waren. Und deshalb hat er gesagt, ohne diese ganzen Feiertage gäb's weniger Arbeitslose. Genau ausgerechnet hat ihm das das Institut der Deutschen Wirtschaft. Intellektuell sehr tapfer ist sowas ja.
Nicht beirren lassen hat sich das IW denn auch durch so antiquierte Vorstellungen wie: Der Wert eines Bruches würde sinken, bloß weil man den Nenner erhöht. Also die Zahl der Erwerbstätigen würde abnehmen, wenn bei konstantem gesamtgesellschaftlichen Arbeitsvolumen die individuelle Arbeitszeit steigt.
Falsch! Es kämen dabei mehr Erwerbstätige heraus, sagen die Zahlenvirtuosen vom IW. Im Ernst. Das rechnet sich! Jedenfalls für die diversen Arbeitgeberverbände, denen das Institut gehört.
Rechnen kann auch der bayerische Ministerpräsident. Der weiß nämlich, dass die Katholiken in seinem Bundesland, die den Fronleichnam begehen möchten, bei der Wahl im Herbst mehr Stimmen haben als die Unternehmer, die wollen, dass an diesem Tag konfessionsübergreifend gearbeitet wird.
Deshalb ist der Dr. Stoiber auch gegen die Streichung. Wegen der ehernen politischen Formel, mit der Politiker aus der richtigen – und mehr oder weniger auch einzigen – Partei im Freistaat seit jeher gemessen werden. Sie lautet: "55 plus x".
Apropos Dr. Stoiber: Sehr viel Ärger hat der ja mit seinem Stellvertreter im Vorstand jener Partei – Wolfgang Seehofer. Dieser nämlich behauptet, Zähne für 7 Euro 50 privat versichern zu wollen, sei eine Milchmädchenrechnung.
Wobei: Seehofer wird mittlerweile ja christlich-sozialer Tendenzen verdächtigt. Und das ist fast schon so schlimm, wie zu dieser sozialdemokratischen Plattform in der SPD zu gehören.
Das sind die, die gegen die Lockerung des Kündigungsschutzes sind. Weil sie sich Einsichten verschließen, die heute zum politischen Allgemeingut gehören. Beispielsweise die, dass man Leute am besten dadurch in Arbeit bringt, indem man sie entlässt.
Beim IT-ler allerdings kommt der Verdacht auf, dass bei dieser Argumentation rechnerisch völlig unmotiviert, aber dennoch sehr absichtsvoll eine logische NOT-Funktion zuviel implementiert worden ist.
Ach ja. Rechenfehler über Rechenfehler! Vielleicht war das doch gar nicht so schlecht damals, als jeder noch das kleine Einmaleins beherrschen musste.
Aber frag' mal einer diese Reformer von heute, was 8 x 7 ist! Die kennen doch nur 1 : 1. Und so wollen sie die ganzen Rechenfehler umsetzen.
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. Also freut euch 
. Aber selbst wenns nicht von mir wäre, würd ichs euch nicht sagen, sonst gäbs ja nix mehr zu freuen 
